Alexandria, gegründet von Alexander dem Großen, war in der Antike nicht nur eine der modernsten Metropolen, sondern bis zum Aufstieg Roms auch die größte. Als Schmelztiegel zwischen Orient und Okzident und wichtiges Handelszentrum prosperierte die Stadt und zog – so wie heute das Silicon Valley, Shenzhen, Tel Aviv oder Singapur – als erstes internationales Wissenschaftszentrum Gelehrte aus der ganzen Welt an. Hier verwob sich die griechische Philosophie mit jüdischen, christlichen und später auch arabischen Lehren. Der berühmte Leuchtturm gehörte zu den sieben Weltwundern der Antike und die legendäre Bibliothek galt als Zentrum der „Alexandrinischen Schule“. Im sogenannten Museion – dem „Musentempel“ – konnten gelehrte Studien betreiben und ihr Wissen weitergeben.
Das moderne Alexandria als Vision
Das moderne Alexandria bemüht sich, an die Größe der Antike anzuknüpfen und hat mithilfe der UNESCO im Jahr 2002 ein Kultur- und Wissenschaftszentrum eröffnet, das – so wie vielleicht die damalige Bibliothek auch – mit Blick auf das Mittelmeer mentale und tatsächliche Horizonte erweitern soll. 2.000 Menschen haben in der „Bibliotheca Alexandrina“ Platz zum Lesen und Forschen. Der größte Lesesaal der Welt beherbergt die sechstgrößte Sammlung französischer Bücher weltweit. Doch viel interessanter als die Bücher aus Papier, sind die hier archivierten digitalen Publikationen, denn die heutige Alexandrinische Bibliothek ist „born digital“ – im 21. Jahrhundert für das 21. Jahrhundert gebaut und daher vom Wunsch beseelt, hier virtuell das gesamte Wissen der Menschen zur Verfügung zu stellen. Derzeit können 24/7 alle Internetseiten, die jemals existierten, sowie 530.000 Titel online abgerufen werden. Das sind schon jetzt mehr als sechs Petabytes. (Speicher-)Platz wäre für 8 Millionen Publikationen.